Kordi, die Kurden Chorasans

Foto: Kordi Nomadin bei der Feuerstelle zur Milchaufbereitung, von W. Stanzer

Der Lebensraum der Kurden Chorasan

Der äusserste Nordosten des Irans, der Chorassan-graben mit seinen Randgebieten, ist das heutige Siedlungsgebiet der Kurden Chorasans. Im Norden wird das Gebiet durch die rund 600 km lange Grenze zu Turkmenistan abgegrenzt; im Nordwesten bis zum Grenzübertritt des Flusses Atrek nach Turkmenistan in der Nähe von Hot Tan (38° N 55° 21‘ E). Im Osten bildet die Linie Nishabur–Mesched (36° N 59° 30‘ E) die Grenze des Siedlungsgebiets. Die Fläche liegt etwa bei 60 000 km2. Das Gebirge verläuft in Richtung Nordwest nach Südost. Die höchsten Gebirgszüge nördlich des Atrek sind der Kopet Dag (2940 m), der Allahu Akbar (2620 m) und der Hezar Masjed (3200 m), südlich des Atrek der Allah Dagh (2800 m) sowie, als höchster von allen, der Binalud (3410 m). In dieser Gebirgswelt liegen in einer Höhe von 1800 bis 2500 m die Sommerweiden der Nomaden. Die Senken, die meisten liegen im Bereich der Turkmenischen Grenze, werden als Winterquartiere genutzt.

 

 

Die Macht der kurdischen Nomadin

Die kurdische Nomadenfamilie ist eine starre Produktionsgemeinschaft, in der jedem Familienmitglied ein ganz bestimmter Aufgabenbereich zugeteilt wird. Die Männer pflegen den Kontakt zur Aussenwelt. Alle produktiven Arbeiten ausser der Schafschur und der Herdenbetreuung werden durch die Frauen erledigt. Die kurdische Nomadin hat demnach ein beträchtliches Arbeitspensum zu leisten. Sie ist sich ihres Stellenwertes innerhalb der Hierarchie bewusst. In der Gesellschaft lässt sie sich nicht das Wort verbieten. Vor Fremden zeigt sie keine Scheu. Die Kurden Nord-Chorasans betreiben Bergnomadismus und sind ausschliesslich Viehzüchter. Getreide und andere nicht selbst hergestellte Nahrungsmittel tauschen sie gegen Jungtiere und Produkte aus der Viehzucht (Butter, Käse, Wolle oder Wollerzeugnisse). Fleisch ist selbst für die Viehzüchter eine Ausnahmekost zu festlichen Anlässen. Sie sind also keine Selbstversorger, sondern auf Tauschbeziehungen mit der sesshaften Bevölkerung angewiesen.

 

Die heutige Kordi Produktion

Die Kurdinnen der Städte und Dörfer Nord Chorasans knüpfen heute durchwegs die für ihre Tradition völlig untypischen grossformatigen Mesched Teppiche. Sie sind ausschliesslich für den Handel bestimmt. Die Seminomaden sind davon auszunehmen. Auch für den Eigenbedarf knüpfen sie nur noch selten. Den Kurdinnen mittleren Alters fehlt es an Mustern; sie beklagen sich darüber, denn die Männer haben in den vergangenen 30 Jahren alle Stücke verkauft. Findige Teppichhändler lassen, unter Verwendung der Wolle aufgelöster alter Djadjims, Flachgewebe und Teppiche mit traditionellen Mustern herstellen. Heute in Mesched noch schöne, alte Kordi Arbeiten zu finden, ist fast unmöglich und wenn, dann zu einem Preis, den wir hier in der Schweiz nicht erzielen können!

 

Die textilen Arbeiten der Kurden

Kordi Tschowal

Die Tschowal sind die Transport- und Vorratssäcke der Nomaden. Sie werden im Zelt auch als windschützende Wand verwendet. Die künftige Frau bringt solche Tschowals meistens paarweise in die Ehe ein.

 

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Kordi Teppiche

In der Regel sind die geknüpften Textilien zwei- bis dreimal so lang wie breit, also schmal. Diese Masse sind bedingt durch die Form des Zeltes. Die Nomaden legen diese Teppiche als Wärmeschutz, Zierde und Unterlage für ihr Bettzeug auf den Zeltboden.

 

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Kordi Flachgewebe in verschiedenen Webtechniken

Anstelle von Geknüpftem stellen die Nomaden Flachgewebe in verschiedenen Webtechniken her. Bei Hochzeiten werden sie auch als Baldachine verwendet.

Sofreh Das Sofreh ist ein Esstuch. Es wird auf dem Boden ausgebreitet. In der Regel wird es nur benützt, wenn Gäste zu bewirten sind. Dabei sitzen die Gäste rund um dieses Sofreh.

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Kordi Khordjin (Doppeltaschen) Die Doppeltaschen dienen zum Aufbewahren von Persönlichem. Früher wurden jedoch in ihnen auch die Lämmer auf die Sommerweide transportiert. 

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 Kordi Navmal (Decke) Diese Decken brauchen die Nomaden, um ihre Vorratssäcke, den Hausrat und die Schlafmatten abzudecken.

Kordi Djadjim  Die Djadjim werden meistens als Bettdecken gebraucht.

Tierschmuck  Zum Ausschmücken ihrer Tiere fertigen die Nomadinnen Pferdedecken (Dareh Gaz), Dromedardecken (Kapan), Satteldecken, Schmuck-bänder und Packbänder. 

Diverse Textilien

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