
Die missbräuchliche Kinderarbeit, ein Verhängnis ?
Die Antwort kann nur nein heissen. Im Angesicht der grossen Armut müssen die Handelsbeziehungen mit den Ländern im Süden neu betrachtet werden. In dem den Erwachsenen gerechte Saläre bezahlt werden und durch die Alphabetisierung und Einschulung der Kinder, kann die Kinderarbeit besiegt werden. Es wird Zeit, dass die Länder des Westens sich für eine veränderte Politik des Austauschs einsetzen und dass die Konsumation ein Akt von verantwortlichen Bürgern wird.
Die missbräuchliche Kinderarbeit, die heute vorwiegend in Ländern des Südens vorkommt, ist nicht unbekannt in unseren Breitengraden. Die alten Zivilisationen (Griechen, Ägypter), die Zünfte des Mittelalters und schliesslich während dem Aufschwung der industriellen Revolution auch die Länder des Nordens; alle nutzten diese billige Handarbeit. In der Schweiz wurde erste Ende des letzten Jahrhunderts die Arbeit unter 16 Jahren per Gesetz verboten und die allgemeine Schulpflicht eingeführt... Entgegen gewisser Vorurteile handelt es sich hierbei nicht um kulturelle Unterschiede. Unsere Vergangenheit in dieser Beziehung ist sehr klar: missbräuchliche Arbeit ist immer ein Synonyme für grosse Armut. Es ist die totale Bedürftigkeit, die vielen hungrigen Mäuler, die Verunmöglichung des Schulbesuchs, die die Eltern zu diesem letzten Schritt zwingen.
Ende der neunziger Jahre haben Beispiele von an Knüpfstühlen angeketteten Kindern, vorwiegend aus Indien und Pakistan, den Teppichhandel in Europa und in den USA ins Wanken gebracht. Dieses Medien-Erdbeben hat die nicht-staatlichen Organisationen dazu gebracht, Initiativen zur Bekämpfung dieser Missstände, die nicht nur die Teppichindustrie betreffen, ins Leben zu rufen. Kindersklaverei ist weit verbreitet in der Landwirtschaft, der Industrie (Minen, Kunsthandwerk etc.), der Hausarbeit, der Strassenarbeit, dem Organhandel mit Strassenkindern, der Prostitution und der Kinder-Pornografie.
Seit Anfang der achtziger Jahre hat sich die dominierende Position der Länder des Nordens noch verstärkt. Sie wirft viele Bürgerinnen und Bürger des Südens in eine dramatische Situation. Ihr Lebensstandard hat sich weiter verschlechtert, was sie zwingt, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen zu akzeptieren oder, noch schlimmer, ihre Kinder zur Arbeit zu schicken.
Gerechte Löhne und Einschulung, wirksame Abwehr gegen die missbräuchliche Kinderarbeit
Die Zahlung eines gerechten Lohns an die Eltern ermöglicht es diesen, die Bedürfnisse ihrer Familie zu decken und ihre Kinder zur Schule zu schicken. Hilfe ist nötig um die – gemessen an unserem Niveau sehr tiefen – Kosten der Einschulung zu bezahlen, weil sie oft die Möglichkeiten der Eltern überschreiten.
Um diese Situation zu verbessern, sind heute viele nicht-staatliche Organisationen aus Europa und Amerika in den Ländern des Südens aktiv. Sie haben verschiedene Labels kreiert, die es ermöglichen, gegen die missbräuchliche Kinderarbeit zu kämpfen und menschenwürdige und umweltgerechte Arbeitsbedingungen zu fördern. Sie haben auch unabhängige Kontrollen eingesetzt, die vor Ort die Respektierung von Verhaltenskodexes durchsetzen. Diese Kontrollen basieren auf der Grundlage der Partnerschaft. Bei diesem Ansatz ist es die primäre Aufgabe der für die Kontrolle Verantwortlichen, alle in der Arbeitskette verbundenen Beteiligten über ihre Rechte und Pflichten zu informieren.
Was kann der Konsument tun?
In der Schweiz arbeitet die Stiftung STEP (gegründet von sechs Entwicklungsorganisationen und einer Organisation des Teppichhandels, in der Startphase unterstützt durch die Eidgenossenschaft) auf der Basis eines Verhaltenskodex, der die Gesamtheit des Teppiche anbietenden Lizenznehmers engagiert. Dieser verpflichtet sich, den Verhaltenskodex auf jeder Stufe seines Einkaufs anzuwenden. Zusätzlich meldet er in transparenter Weise alle nützlichen Informationen über seine Lieferanten. In den Produzentenländern werden unabhängige Kontrollen von lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung durchgeführt. In Zusammenarbeit mit lokalen und schweizerischen Hilfsorganisationen unterstützt die Stiftung STEP etwa zwanzig Projekte in den Teppich-produzierenden Regionen.
Konsumentinnen und Konsumenten können Händlern, die Träger dieses Labels sind, das ihr Engagement für menschen- und umweltgerechte Herstellungsbedingungen sowie die Bekämpfung von missbräuchlicher Kinderarbeit bestätigt, den Vorzug geben.
Für weitere Informationen:
Stiftung STEP, Monbijoustrasse 29, 3001 Bern, Tel. 031 382 77 88, Fax 031 382 75 85
E-mail: step@step-foundation.ch