Es ist Samstag, ich unterwegs auf der Autobahn A1, reger Verkehr. Die Strassenberichte sind schlecht – viele gesperrte Strassenabschnitte – abgeschnittene Wintersportorte – der Winter hat uns im Griff!
Meine Gedanken wandern hin und her: einerseits freue ich mich auf das mir unbekannte Haus und dessen Wohnräume, anderseits beschäftigt mich die alarmierende Situation in unseren Bergen!
Die Teppichliebhaber bereiten mir einen überaus herzlichen Empfang. Nach einer Besichtigung der Ladenlokalitäten, einem heissen Tee mit etwas Geistigem fahren wir zum Haus von Leo und Edith.
Ein kurzer Rundgang zeigt mir was ich alles auf Filme verewigen könnte! Eigentlich wollte ich mich sofort meiner heiklen Aufgabe stellen, wäre da nicht eine verborgene Kammer aufgetaucht – eine kleine Schatzkammer. Wir beide kamen jetzt natürlich nicht vom Schwärmen los. Leo und Edith haben während Jahren eine beachtliche Teppich Sammlung angelegt die jedem Liebhaber an den Puls geht.
Doch zurück zu meiner eigentlichen Aufgabe.
Beim Betreten der Wohnung durch die Haustüre ist der Blick bereits offen zum grossen zweigeteilten Wohnraum. Auf der linken Seite liegt, völlig frei ein Chamse Nomadenteppich aus Nordwestiran. Neben dem eintürigen Appenzellerschrank aus Walzenhausen hat Leo mit einem Gaschgai Mafrasch eine dekorative Ablagefläche geschaffen. Neben Früchtekorb, Kerze hat auch ein alter Koranträger seinen Platz gefunden. All die auf den Fenstersimsen aufgestellten orientalischen Objekte wie Zählrahmen, Tibetanische Gebetsmühle, Wasserpfeife und Metallvasen geben diesem grosszügigen Raum zusätzlich das gewisse Etwas.
Die rechte Seite des Wohnraums ist in den Farben sehr dezent gehalten. Der Bidjar fügt sich sehr gut zu den in mauve gehaltenen Polstermöbeln.
Besondere Freude hatte ich in Leos Büro – der Fundgrube. Neben dem Bürotisch bestimmt unter anderen ein kaukasischer, braunfarbiger Lesghi den Raum. Ebenso dominant ist aber der mit Taschen, Pouschti und Flachgeweben gefüllte Shahsavan Mafrasch und eine an der Wand hängende alte Pferdedecke der Shahsavan Nomaden in Umwicklungstechnik gearbeitet.
Auch eine gefüllte Gaschgai Transporttasche mit den Lederbändeln zugeschnürt fällt ins Auge. Sehr schön ist der geknüpfte Yamutische Kamelschmuck welcher gegenüber dem Pult an der Wand hängt.
Interessant ist die Kartonförmige Shahsavan Tasche mit Deckel. Die sehr feine Umwicklungsarbeit ist in ihrer Form sehr selten.
Für Kleines hat Leo auch einen guten Blick. Besonders aufgefallen ist mir der kleine Zählrahmen und die feingearbeitete Shahsavan Doppeltasche, beide mit einem Hinschauen zu erfassen.
Leider verstrichen die Stunden viel zu schnell – die Einladung zum Nachtessen musste ich leider dankend ablehnen. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben! Merci.